Dienstag, 1. September 2009

Der Countdown läuft

Jetzt sind es nur noch zweieinhalb Tage bis ich Schweden wieder verlasse. Ich habe gestern nochmal meine Klamotten gewaschen und auch schon alles eingepackt was ich nicht mehr brauche. Das Busticket zum Flughafen ist auch schon gekauft. Es kann also losgehen. Naja doch noch nicht ganz. Morgen habe ich das Abschlussgespräch mit meinem Betreuer und Abends werde ich mich vorraussichtlich mit einem Schulfreund treffen.

Ehrlich gesagt bin ich ein wenig gespannt wie meine Note für den Einsatz aussehen wird. Ich habe es geschafft lange Zeit wenig zu tun zu haben und dennoch nicht mit dem Projekt fertig zu werden. Zu meiner Verteidigung ist zu sagen, dass man in Schweden im Sommer einfach nicht arbeiten kann. Besonders wenn man hochgradig auf Information von Kollegen angewiesen ist. Diese sind im Sommer nämlich alle im Urlaub. Von den zwölf Wochen die ich hier gearbeitet habe waren fast alle Kollegen sechs Wochen im Urlaub. In dieser Zeit fehlte mir dann natürlich der Input und ich konnte nur bedingt arbeiten. Ich konnte ja nichtmal andere Leute fragen ob die etwas für mich zu tun haben, denn teilweise waren wirklich nur noch wir vier Studenten aus Deutschland im Büro.

Das ich bis heute noch immer nicht alle Informationen habe liegt aber nicht nur am Urlaub. Ich glaube man muss die Schweden wirklich nerven, damit sie mal etwas tun. Ein kleines Beispiel: Bereits vor der Urlaubszeit habe ich drei! Personen nach Informationen zu einer bestimmten Anwendung gefragt. Wir haben uns in der Zeit zu zwei Meetings getroffen. Da es sich allerdings um eine Anwendung in einer Produktivumgebung handelt musste alles mit den Verantwortlichen beim Kunden abgesprochen werden. Der Ball lag also erstmal außerhalb meiner Reichweite und es kam lange Zeit nichts, da der Kunde natürlich auch im Urlaub war.

Letzte Woche am Montag hatte ich dann erneut ein Meeting mit besagten Personen, weil erst da alle drei wieder verfügbar waren und laut deren Aussage alle anwesend sein sollten. In dem Meeting wurde immerhin beschlossen, dass die drei sich am Mittwoch und Donnerstag zusammensetzen um mir die Informationen zu erarbeiten die ich benötige. (Und nach denen ich seit ca. 3 Monaten frage) Ich habe also am Donnerstag Abend, Freitag und Montag bei ihnen angefragt ob es ein produktives Ergebnis gab. Gestern Abend um 23:57 kam endlich die Antwort, dass sie zwei Nutzerszenarios erarbeitet haben und ob ich die entsprechenden Testseiten erstellen kann. Klar kann ich das machen, ABER DAFÜR BRAUCHE ICH AUCH DIE SZENARIOS! (Ich habe natürlich nur innerlich geschrien und eine freundliche Mail verfasst). Die Antwort auf meine Frage nach den Szenarios wurde dann mit: "Ich schicke sie dir morgen" abgewehrt.

Fassen wir also zusammen: Ich versuche seit 3 Monaten Informationen zu bekommen die ich (leider) nur von diesen drei Personen bekommen kann. Wenn ich Glück habe bekomme ich die Informationen morgen. Eigentlich sollte ich schon lange mit meinem Projekt und auch mit meinem Bericht fertig sein. So muss mein Betreuer morgen den Status quo bewerten und sich darauf verlassen, dass ich die nach und nach eintrudelnden Informationen noch sinnvoll verwerte.

Leider ist das kein Einzelfall. Wenn irgendwer sagt: "Ich melde mich wenn ich etwas habe" heißt das genauso viel wie "Ich werde nichts tun und wenn doch dann werde ich mich nicht melden". Kein Wunder, dass ich in diesem Praxiseinsatz bereits mehr kommuniziert habe als in allen anderen zusammen. Ich kann ja verstehen wenn jemand wenig Zeit hat und deshalb nicht gleich an einer Sache arbeiten kann, aber dann erwarte ich auch eine entsprechende und EHRLICHE Aussage.

Von daher bin ich echt froh, dass ich in den letzten beiden Wochen noch zwei weitere Projekte übernommen und abgeschlossen habe. Der Unterschied dabei war, dass meine Auftraggeber auch gleichzeitig meine Informationslieferanten sind. Da diese meine Entwicklungen wirklich einsetzen WOLLEN kriege ich sofort die Informationen die ich brauche.

Wenn es über die gesamten zwölf Wochen so gewesen wäre wie in den letzten zwei Wochen, dann hätte ich mich hier in Schweden vielleicht doch wohl fühlen können. So aber bleibt der fade Nachgeschmack von zehn vergeudeten Wochen.

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