Samstag, 15. August 2009

Vasamuseum

Heute habe ich es endlich geschafft ins Vasamuseum zu gehen. Genau genommen bin ich gefahren. Da ich bislang noch keine Notwendigkeit sah mir ein Ticket fuer die Bahn zu kaufen bin ich auch heute wieder mit dem Fahrrad gefahren. Die Strecke vom Hotel bis zum Museum habe ich in ca. 40 Minuten geschafft. Dabei bin ich aber noch nicht den optimalen Weg gefahren. Mit ein wenig Übung sollte es auch in einer halben Stunde zu schaffen sein.

Im Museum wurde ich erstmal von einer langen Schlange am Eingang überrascht. Zum Glück ging es schnell voran, so dass ich keine 10Minuten warten musste bis ich drin war. Im Inneren gibt es eine große Halle in der die Kriegsgaleone Vasa steht. Drum herum sind verschiedene Galerien auf denen Interessantes um das Schiff, das Leben auf dem Schiff und die damaligen Umstände ausgestellt ist. Im Eingangsbereich befindet sich zudem ein Kino mit einem 25 minütigen Film über die Vasa. Der Film wird abwechselnd in verschiedenen Sprachen gezeigt (Schwedisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch...) da ich nicht so lange warten wollte habe ich mir den Film auf Englisch angesehen. Es gibt auch Touren durch das Museum. Allerdings hatte ich keine große Lust dazu und habe nur einmal bei einer deutschen Führung kurz mitgehört.

Nun aber erstmal ein wenig historische Hintergrundinformation. Im Dreißigjährigen Krieg kämpfte Schweden mit seinem König Gustav II. Adolf gegen Polen. Sigmund, der König von Polen, war pikanter Weise der Vetter von Gustav II. Adolf und wurde von diesem vom schwedischen Thron gejagt. Im Jahre 1625 gab der schwedische König den Bau von vier Kriegsschiffen in Auftrag, eine davon war die Vasa. Das Schiff war das bis dahin größte der schwedischen Flotte. Allein für den Bau der Vasa mussten 1000 Eichen gefällt werden, weshalb es in der Zeit unter Strafe stand eine Eiche ohne Auftrag der Krone zu fällen. Wiederholungstätern drohte sogar die Todesstrafe.

Im Laufe der Bauarbeiten wurde bekannt, dass die dänische Flotte an einem Schiff mit zwei Kanonendecks arbeitet. Gustav II. Adolf befahl daraufhin im Jahre 1627 auch die Vasa mit einem zweiten Kanonendeck auszustatten. Um die Gegner weiter einzuschüchtern und die eigene Überlegenheit zu demonstrieren wurde das Schiff mit 700 Skulpturen ausgestattet.

Im Jahre 1628 wurde die Vasa schliesslich fertig gestellt. Bevor das Schiff auf seine Jungfernfahrt ging wurde es einem Stabilitätstest unterzogen um die Krängung des Schiffes zu prüfen. Dazu liefen 30 Matrosen von einer Seite des Schiffes zur anderen (Man erinnere sich an die Szene in Fluch der Karibik III in der Jack Sparrow die Black Pearl auf diese Weise "umdreht") Der Admiral lies den Test schließlich abbrechen um ein Kentern der Vasa zu verhindern. Da der König, der sich zu der Zeit in Polen befand, aber auf die Auslieferung des Schiffes drängte trat die Vasa am 10. August 1628 ihre Jungfernfahrt an. An Bord waren 90 Matrosen. Die 300 Soldaten die zur Besatzung gehörten sollten erst später an Bord gehen. Ein vermutlich verheerender Fehler. Denn nach gerade einmal 1300m kenterte die Vasa und sank auf den Grund des Stockholmer Hafens.

Der Grund für das Kentern war, dass durch das nachträglich eingebaute Kanonendeck der Schwerpunkt nach oben gewandert war. Um dies auszugleichen genügten die 120 Tonnen Steine im Rumpf nicht mehr aus. Nach heutigen Schätzungen hätten es 100t mehr sein müssen. Vermutlich hätten sogar die 70t Material welche die Soldaten mit an Bord gebracht hätten ausgereicht um das Schiff zu stabilisieren. Im Museum gab es dazu eine sehr gut gemachte Simulationssoftware mit der man Breite, Rumpfform, Kanonenverteilung, Proviant und Balast nach belieben ändern kann. Das selbst erstellte Schiff kann man dann verschiedenen Windbedingungen aussetzen und prüfen ob es auch gekentert wäre. Zudem wurde die Theorie hinter der Schiffsstatik erklärt.

Bereits wenige Jahre nach dem Unglück wurden die ersten Bergungen unternommen. Dabei ging es aber hauptsächlich um die wertvollen Kanonen von denen auch fast alle gehoben werden konnten. Erst 1956 wurde das Wrack dann wieder entdeckt. In den folgenden Jahren wurden sechs Tunnel unter dem Rumpf gegraben durch die später die Seile verlegt wurden mit denen das Schiff gehoben wurde. Nachdem es zwischenzeitlich in einer anderen Halle ausgestellt wurde ist die Vasa seit 1990 im heutigen Vasamuseum zu besichtigen.

Der Besuch hat sich durchaus gelohnt. Allerdings gibt es nicht einen eindeutigen Weg durch das Museum. Man muss an einigen Stellen mehrmals vorbei und Leute ohne Orientierung werden einige Ecken sicherlich gar nicht erst zu Gesicht bekommen.

Bilder habe ich gemacht... bin aber zu faul sie einzufügen.

PS: Irgendwie musste ich die ganze Zeit daran denken, dass sich in den letzten knapp 400 Jahren kaum etwas geändert hat. Nachträgliches hinzufügen von Features und Zeitdruck bei der Fertigstellung führt heutzutage zwar nicht unbedingt zum Sinken eines Schiffes, aber gerade bei Softwareprojekten kann man immer wieder beobachten wie diese beiden Fehlern zu fehlerhafter und instabiler Software führen.

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