Sonntag, 21. Juni 2009

Volvo Ocean Race in Stockholm III

Ich war heute wieder auf dem Volvo Ocean Race. Als erste musste ich feststellen, dass ich es geschafft habe die Yachten zu verpassen. Die sind mittlerweile wohl schon auf dem Weg nach St. Petersburg. So konnte ich dann aber der Live-Übertragung des Rennens beiwohnen.
Heute war ich dann auch mal in dem "Dome" in dem ein 15minütiger Film über das Rennen gezeigt wird. Der Film war gut gemacht und hat mir Lust gemacht vielleicht doch mal wieder ein Segelboot zu betreten.
Habe ich auch gemacht und durfte auch gleich ans Steuer.

Danach habe ich mir das Autohaus von Volvo angesehen. Neben einem Konzeptauto und ein paar ausgestellten Motoren gab es auch verschiedene Fahrsimulatoren. Einer hat Systeme gezeigt mit denen Unfälle verhindert oder zumindest abgemildert werden können. So eine Demonstration erfordert natürlich, dass man auch entsprechende Situationen herbeiführt. Deshalb standen auf dem Bildschirm immer recht eindeutige Anweisungen. (DON'T BRAKE) Wenn man diese aber so gekonnt ignoriert wie der Fahrer vor mir und trotzdem bremst, dann hat die automatische Bremse natürlich nichts zu tun. Aber ok, er ist wenigstens vorsichtig gefahren.
Ganz anders die japanische Familie die vor mir an einem Simulator war bei dem das Ziel war möglichst spritsparend an selbieges zu kommen. Ich hoffe wirklich, dass diese nicht repräsentativ für alle Japaner sind oder zumindest keinen Führerschein haben. Das man die Kupplung treten sollte wenn man den Wagen anlässt haben sie irgendwann herausgefunden. Auch, dass das Gaspedal dazu da ist um zu beschleunigen haben sie hingekriegt. Aber als der gute Mann dann von der Straße abgekommen ist hat er alles wieder vergessen. Also stand er auf der Stelle und hat am Lenkrad gedreht. Seine Frau war auch nicht besser. Sie ist zwar nicht in den Graben gefahren, konnte aber immerhin (nachdem sie Kupplung und Gas gefunden hatte) ein wenig fahren. Aber genug gelästert. Als ich dann dran war habe ich gemerkt, dass das Fahrgefühl wirklich nicht das beste ist. Trotzdem habe ich es immerhin geschafft ans Ziel zu kommen ohne vorher vom Programm rausgeschmissen zu werden.

Das absolute Highlight ist aber, dass man die Yacht von Puma aus dem Ocean Race 2005/06 besichtigen konnte. Ich musste zwar insgesamt ungefähr eine dreiviertel Stunde warten, aber das hat sich auf alle Fälle gelohnt. Der Schwede der die Führung (auf Englisch) gemacht hat wusste viel und konnte auch einige Anekdoten erzählen.
  • Das gesamte Schiff wiegt ca. 14 Tonnen wovon die Hälfte im Kiel ist. Dieser ist um 40Grad neigbar um das Schiff möglichst gerade zu halten.
  • Der Rumpf besteht aus Carbon. Dementsprechend sind Wände, Decken und Fußboden in der Yacht schwarz. Würde man sie komplett in weiß anstreichen würde die Farbe das Gewicht des Schiffes um 7kg erhöhen und das ist für ein Rennboot zu viel. In der aktuellen Version die dieses Jahr fährt wurden die Wände trotzdem gestrichen. Die Motivation der Crew wiegt das zusätzliche Gewicht wohl auf.
  • Die Crew besteht aus 11 Mann. Einer davon ist jedoch nur für die Übertragung von Bildern und Berichten zuständig und darf nicht in das Segelgeschehen eingreifen. Skipper und Navigator sind wach wann immer es geht. Die anderen acht Mann sind in 4er Teams eingeteilt die sich alle vier Stunden abwechseln. Es gibt auf beiden Seiten des Bootes jeweils fünf Betten. Der Grund ist ganz einfach der, dass die Crew immer auf der Windseite schlafen soll um das Boot gerade zu halten. D.h. es kann auch passieren, dass man während des Schlafens das Bett wechseln muss, weil eine Wende gefahren wurde.
  • Gegessen werden Fertiggerichte aus der Tüte. An einem Tag auf See verbraucht ein Crewmitglied ungefähr 10.000kcal(oder kJ... ich weiß es nicht mehr genau).
  • Wie bereits erwähnt wird an Bord auf jedes zusätzliche Gramm geachtet. Im Jahr 2006 hat das Team Puma dabei wohl etwas übertrieben. Für eine Etappe die in ca. 40 Tagen zu schaffen ist kalkulierten sie mit 38 Tagen. Entsprechend wurde auch nicht mehr Essen mitgenommen. Etwa zur Halbzeit der Etappe merkten sie, dass ihre Vorräte nicht ausreichen. Sie mussten also irgendwie ihr Essen strecken. Als erstes versuchten sie es mit Wasser, aber da Wasser keine Kohlenhydrate enthält wurden sie dadurch auch nicht satter. So mussten sie ihr Essen schließlich mit Toilettenpapier strecken. Der Führer meinte das wird den Geschmack kaum verändert haben. Damit sind sie dann auch bis ans Ziel gekommen. Ein schönes Beispiel für: Not macht erfinderisch.
  • Noch was zum Thema Gewichtsersparnis. Sollte sich jemand auf einer Etappe verletzen, dann wird dieser in einer Rettungsinsel und mit einem GPS-Sender auf See ausgesetzt. Dort wird er dann von der Küstenwache irgendwann aufgesammelt.

Ganz schön hoch der Mast

Nicht komfortabel, aber funktionell sind die Betten.


Durch dieses Loch müssen alle Vorsegel passen, auch der 500m² große Spinnacker...


...und in diesem Raum lagern dann die bis zu 13 Segel.

Die Gerätschaften des Navigators.
Lecker Fertigfraß. Verändert angeblich seinen Geschmack nicht wenn es 1:1 mit Toilettenpapier gemischt wird.

2 Kommentare:

  1. Wie gut, dass da "REAL FOOD" draufsteht. Als ob man es ansonsten nicht glauben würde wenn man es aufmacht ;)

    Hast du noch mehr Fotos von dem Hightec-Teil? So z.B. von dem Vollkarbon-Rumpf? Muss doch verdammt geil aussehen!

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  2. Ja hab auch noch ein paar mehr Fotos. Auch vom Rumpf... man sieht aber größtenteils nur schwarz ;-)

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